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Erster und Zweiter Weltkrieg

Die zwei Weltkriege 1914 - 1918 und 1939 - 1945 haben auch in unseren Gemeinden schwere Opfer gefordert.

Davon sprechen die Einträge in den Kirchenbüchern eine ernste Sprache. Besonders der 2. Weltkrieg hatte schwere Folgen für die Pfarrgemeinde. So zerstörte ein Bombentreffer den Chor der Kirche. Das geschah am 4. Dezember 1944. Als der Chor in Trümmer fiel, fand auch unser verdienter Kirchenrechner, Gottlieb Reister, durch einen Bombeneinschlag den Tod.

Damals schrieb Pfarrer Hermann Zwecker:

Noch stehen wir diesen traurigen Erlebnissen aus dem 2. Weltkrieg zu nahe, um ausführlich darauf einzugehen, aber es ist eine Ehren­pflicht, derer zu gedenken, die im Kampf um die Heimat ihr Leben ließen: 33 Palmbacher Soldaten sind gefallen, 9 werden vermisst. In den Kämpfen im Palmbach am 07.04.1945 fanden 9 Soldaten den Tod. Sie ruhen auf dem Palmbacher Friedhof. - Gott gebe, dass den Nachkommen unserer Dörfer friedlichere Zeiten beschieden sind!

Doch Pfarrer Zwecker durfte auch anderes berichten:

In Palmbach wurde am 1. Advent 1949 die wiederhergestellte Kirche eingeweiht und am 22. Oktober 1950 in einem feierlichen Gottesdienst die neuen Glocken ihrer Bestimmung übergeben. Die Wiederherstellung der Kirche und die Anschaffung der (neuen) Glocken wurden der Gemeinde durch die tatkräftige Hilfe eines gebürtigen Palmbachers und Waldensernachkomme, Walter Tron (aus Haßfurt am Main) erleichtert.
Glaube, Hoffnung, Liebe und Treue sollen unsere Glocken ins Land rufen. Waldenser und Nichtwaldenser werden unter ihren Klängen getauft, konfirmiert, getraut, begraben und zu Gottes Haus geladen.
Hören wir doch ihren Ruf und die Mahnung ihrer Inschriften:
"Bleibet fest in der Liebe", ruft die Tagesglocke;
"Lux lucet in Tenebris" - das Licht leuchtet in der Finsternis - tröstet die Betglocke;
und die Glocke der Väter mahnt uns alle mit dem Wort des Josua Janavel:
"Nichts sei starker als euer Glaube!"


Der Wetterhahn der Palmbacher Kirche - sein Ende und sein Wiedererstehen

Neuer Wetterhahn auf dem Kirchturm PalmbachEs war in einer Oktobernacht des Jahres 1981, dass ein heftiger Herbststurm die Eisenstange knickte, an welcher der Wetterhahn auf der Palmbacher Kirchturmspitze befestigt war. Damals fiel uns auf, wie Passanten auf der Henri- Arnaud- Strasse in die Höhe schauten. Als ich fragte, was es zu sehen gäbe, machten mich die Leute auf den Wetterhahn aufmerksam, der kopfüber in die Tiefe sah. Sogleich machte ich mich mit der Ortsverwaltung in Grünwettersbach in Verbindung, die veranlasste, dass die Henri- Arnaud- Strasse im Bereich der Kirche für den Durchgang und die Durchfahrt gesperrt wurde. Nicht auszudenken, was hätte geschehen können, wenn der kaputte Wetter­hahn bei einem Windstoss herabgestürzt wäre und jemanden getroffen hätte.

Inzwischen war auch die Karlsruher Feuerwehr verständigt worden, die mit einer großen Drehleiter anrückte. Leider war diese zu kurz, sodass die Karlsruher Wehr nichts ausrichten konnte. Die Feuerwehrleute sagten uns aber, dass die Ettlinger Wehr über eine längere Leiter verfüge. Die Ettlinger Wehr ließ ebenfalls nicht lange auf sich warten und rückte an, und hätte den verunglückten Wetterhahn im Nun geborgen, wenn der Wind nicht gewesen wäre. So mussten sie unverrichteter Dinge wieder zurückfahren, versprachen aber bei günstigerem Wetter sofort wieder zu kommen. Als nach wenigen Tagen Windstille eintrat, war der Wetterhahn im Handum­drehen geborgen! Herzlichen Dank an die Ettlinger Wehr!

In die nun folgende wetterhahnlose Zeit fiel nun gerade auch unser Weggang aus Palmbach in die neue Gemeinde Kürnbach, Kirchenbezirk Bretten. "Was macht eigentlich unser Wetterhahn?" - Diese Frage war berechtigt, denn die gocklerlose Zeit dauerte nun schon 1 1/2 Jahre. Unangetastet lagen seine Reste in einer Werkstatt. Zunächst war die Reparatur versprochen worden, dann aber wieder abgesagt.

Eines Tages sagte meine Frau zu mir (so unser einstiges Gemeindeglied Dipl. Ing. Fritz Heß): "Du bist doch Ingenieur usw. ...  Und schon hatte ich meine Aufgabe für die nächste Zeit ..." Zu den Einzelheiten nur dies: Es sind viel mehr Überlegungen und Vorbe­reitungen nötig als man vorher denkt. So musste z.B. die Turmspitze genau vermessen werden, damit das neue Mit­telteil darüber geschoben werden kann - und auch passt. Fritz Heß, Dipl.- Maschinenbau- Ingenieur, übernahm die Aufgabe, einen neuen Hahn, in der Form originalgetreu, nach den alten aufgefundenen Zeichnungen anzufertigen. Nach einjähriger Arbeit, mit Unterbrechungen, war das Werk bis auf das schwierige Aufsetzen auf die Turmspitze im Frühjahr 1984 vollendet. Aus Gründen des Denkmalschutzes mussten die alten Umrisse kopiert wer­den.

Mit nochmaliger Hilfe der Ettlinger Wehr wurde schließlich der aus Edelstahl gefertigte Wetterhahn, der in einem Pforzheimer Werk mit einer Gold­auflage überzogen worden war, durch Dipl.-Ing. Fritz Heß auf der vorbereiteten Turmspitze installiert. Aus sicherer Entfernung wurde dieses nichtalltägliche Schauspiel von vielen Zuschauern verfolgt, und nicht nur Fritz Heß und dessen untenstehende, ängstlich nach oben blickende Frau, Hertha Heß, waren froh, als die schüt­zende Hülle um den Wetterhahn abgenommen werden konnte, und der neue Hahn in der fahlen Sonne dieses Herbsttages hell erglänzte. Dies alles bedenkend sei unserem einstigen Gemeindeglied Fritz Heß für all sein Tun nochmals herzlich gedankt. Ich bin ebenso dankbar, ihn gekannt zu haben. Sie, liebe Frau Heß, werden, so oft Sie zur Kirchturmspitze aufschauen, an Ihren lieben Mann erinnert werden. Wie ich erfahren habe, existiert der alte Wetterhahn noch und befindet sich im verdienten Altenteil.

Während meiner Zeit in Kürnbach kam es Ende der 70er-Jahre zu dringlichen Arbeiten an der Kirche besonders des Turmes: Nachziehen ausgewa­schener Mauerfugen, Auswechseln schadhafter Sandsteinprofile, Überar­beitung der Schiefereindeckung des Turms etc. Auch Pfarrer Hans-Jürgen Herrmann hatte mit Restaurierungsarbeiten der Kirche zu tun, die recht gründlich durchgeführt wurden. Ferner kam es zum Bau des Gemeindehauses mit Übergang zur Kirche/Sakri­stei, womit ein langer Notstand endete. Die Baulichkeiten der Waldenserpfarrei Palmbach-Stupferich, wozu auch das das Gemeindezentrum in Stupferich gehört, zeigen sich im Jubiläums­jahr der Palmbacher Waldenserkirche in einem erfreulichen Zustand, wo­für die Gemeinde danken kann.

 

Gott möge Segen durch sie wirken und die Gemeinde zu weiterem treuen Ge­brauch anregen; Gott zu Lob und Preis!

Ich danke Ihnen für Ihr langes Ausharren und Zuhören!

Pfarrer i. R. Bertold Augenstein