Pfarrer Gustav Meerwein *08.11.1860 ✝ 27.05.1935
Gustav Adolf Meerwein heiratete im Jahre 1886 seine Frau Anna Balde. Sie hatten acht gemeinsame Kinder, von denen zwei im Kindesalter verstarben. Er war von 1897 bis 1911 Pfarrer der Gemeinden Palmbach und Untermutschelbach. Der am 8.11.1860 in Pforzheim geborene Meerwein hatte zwei Jahre die Pfarrstelle in Durmersheim und 11 Jahre die Pfarrei in Mühlhausen inne, bevor er nach Palmbach versetzt wurde.
Pfarrer Meerwein war bis über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt. Er hat sich besonders um die Wiederbelebung des Waldensertums in Baden und um die Ortsgeschichte von Palmbach verdient gemacht. Die Geschichte von Palmbach und den Waldensern lagen ihm als Heimatforscher besonders am Herzen. So unterstützte er auch Pfarrer Adolf Märkt bei den Vorbereitungen der 200-Jahr-Feiern der Waldenserorte in Württemberg und Baden. Er beriet Pfarrer Heinrich Braun bei der Gestaltung der 200-Jahr-Feier, die 1899 in Welschneureut stattfand und war 1901 maßgeblich an den Feierlichkeiten in Untermutschelbach beteiligt.
Die Familie von Gustav Meerwein um das Jahr 1902 in Palmbach
Einen Höhepunkt im Ort bildete die 200 Jahr-Gedenkfeier in Palmbach im Jahre 1901, die er organisiert hatte. Noch bis in die 60er Jahre erzählten ältere Mitbürger über diese Festlichkeiten. Einige Begebenheiten dieses Jubiläumsfestes wurden bis in die heutige Zeit weitergegeben. Als Festredner traten Pfarrer Adolf Märkt und Paolo Calvino aus Lugano auf. Zur großen Freude von Meerwein nahmen auch der Großherzog von Baden und seine Frau an den Festlichkeiten teil. Die Anwesenheit des großherzoglichen Paares und die Ansprache des greisen Landesfürsten Friedrich I. in der Kirche hat auf alle einen tiefen Eindruck gemacht. Durch deren finanzielle Zusagen ermutigt, nahm Meerwein in den folgenden Jahren den Neubau der Waldenserkirche in Palmbach in Angriff.
Pfarrer Meerwein schrieb auch die Ortschronik von Palmbach und Untermutschelbach im Jahre 1901. Deren Titel lautet: Zion, halte deine Treu!". Der Verkaufserlös seiner Ortschronik war für den Bau der neuen Palmbacher Kirche bestimmt.
Ihm verdanken wir den Einblick in die Ortsgeschichte. Die Informationen im Wettersbacher Heimatbuch aus dem Jahre 1975 und weiteren Chroniken aus dieser Zeit, stammen hauptsächlich aus seinem Büchlein "Zion, halte deine Treu"', welches er zur 200-Jahrfeier herausgab. Er war somit der Verfasser der ersten Palmbacher Ortschronik, die die junge Geschichte unserer Heimatgemeinde zusammenfasst.
Nachdem im Jahre 1902 ein neues Schul- und Rathaus errichtet wurde, kam es 1906 zum Bau der neuen Kirche. Pfarrer Gustav Meerwein ist es zu danken, dass der Kirchenbau zustande kam. Unzählige Bittgänge und der unermüdliche Sammeleifer Pfarrer Meerweins schufen erst die finanzielle Grundlage zum Bau der Kirche, die wir heute in Palmbach haben.
Der Bau der neuen Kirche erforderte 56.340 Mark; diese Summe wurde bestritten aus dem seit 1886 angesammelten Kirchenbaufond, der um die Jahrhundertwende 14.782 Mark betrug, aus einem Unterstützungsbeitrag aus allgemeinen Kirchenmitteln in Höhe von 10.000 Mark, aus namhaften Beiträgen des Großherzogs (der auch die große Glocke stiftete) aus Beiträgen der politischen Gemeinde und vor allem aus Gaben, die Pfarrer Meerwein von vielen großzügigen Spendern zusammenbrachte.
Die Grundsteinlegung fand am 22. April 1906 mit einer Feierstunde statt. Die Bauarbeiten schritten schnell voran. Bereits am 28. Oktober desselben Jahres konnte die Weihe der neuen Kirche vorgenommen werden. Durch den Bau der neuen Kirche mit dem schlanken, 35 Meter hohen Kirchturm, hat das Dorf nun seit über 100 Jahren einen neuen, würdigen Mittelpunkt, der uns immer an Pfarrer Gustav Meerwein erinnern wird.
Im Jahre 1914 wurde schließlich noch das alte Pfarrhaus abgerissen und ein neues großes Pfarrhaus, wiederum aus Sandstein erbaut. Vor Baubeginn gab es heftige Diskussionen innerhalb der Kirchengemeinde, ob der Neubau vor oder hinter der Kirche erstellt werden solle.
Nach seinem Weggang aus Palmbach, im Jahre 1912, trat Meerwein eine Pfarrstelle in Durmersheim an. Von 1919 bis 1928 war er Pfarrer in Nussbaum bei Pforzheim. Außer der Palmbacher Ortschronik brachte Pfarrer Meerwein weitere Bücher heraus. Er schrieb auch die Chronik „90 Jahre Diakonissen-Mutterhaus Bethlehem 1927“ und Ortschronik „Söllingen im Pfinztal“ im Jahre 1930.
Pfarrer Meerwein starb am 27. Mai 1935 im Alter von 75 Jahren in Wertheim. Beerdigt wurde er in Nussbaum (heute Neulingen), da dort das Grab seiner Frau war.
Die Familie von Pfarrer Gustav Meerwein aus der Datei Palmbacher Ahnenforschung:
(Quelle: teilweise aus Wettersbacher Heimatbuch, verschiedenen Waldenserbüchern und eignen Recherchen)
zusammengestellt von Roland Jourdan.